Die Zitronenhaine am Gardasee, eine, auf der ganzen Welt, einzigartige Architektur

Das Hotel Villa Florida in Gardone Riviera befindet sich in einer sehr günstigen  Position, um die verschiedenen Strukturen, in denen noch heute duftende Zitronen angebaut werden, zu besuchen.

Noch heute wundere ich mich über die Genialität der Menschen vom Gardasee, die Felssteine, Holz und Glas nutzten, um die wertvolle mediterrane Frucht vor den strengen Wintern, zu schützen.

Dank der Minderbrüder gelangten die Zitronen im späten Mittelalter an den Gardasee: im Kloster von San Francesco in Gargnano ist die Frucht schon seit 1226 in die  Kapitelle des Kreuzganges eingemeißelt. Die Grenze für den Bodenanbau  war eigentlich der Breitengrad   von Neapel. Nördlich davon wurde der Anbau der Zitronen nur im Topf und unter dem  Schutz der Wintergärten betrieben, wie es in der Toskana und in Ligurien in den Orangerien üblich war. Das außerordentlich milde Klima des Gardasees ließ hingegen auch die Einpflanzung in die Erde zu: so ergab die  Ernte  600-800 Früchte von jedem Baum. Dieses unglaubliche Ergebnis erreicht man nur, wenn der Baum in leichter Erde gut gepflegt  und keiner aggressiven Kälte ausgesetzt wird : der Zitronenbaum überlebt bei 12 Grad, wenn er aber mehrere Tage einer Temperatur von 0 Grad ausgesetzt ist, stirbt er, da er viele Wurzeln an der Oberfläche hat.

Schon Ende 16.Jh.s beginnt der Bau von Schutzstrukturen in den Gärten. Erst um 1650 beginnt allerdings der Bau der ersten Zitronenhaine, die mit hohen Stützpfeilern ausgestattet wurden, um der Pflanze das Wachstum und der Luft den Umlauf zu ermöglichen. Das Steinmauerwerk hinter den Bäumen nimmt tagsüber die Wärme auf, die es dann in den kühleren Stunden der Nacht wieder freigibt.

Der Anbau entwickelte sich auf der westlichen Seite des Sees und wurde bald grundlegend für die lokale Wirtschaft. Die Nähe der Österreichischen Grenze begünstigte die Ausfuhr auch dem Süden gegenüber, der durch die Zollabnahmen der vielen Kleinstaaten, die bis 1860 Italien aufteilten, benachteiligt war. Die mitteleuropäische Nachfrage war sehr groß, da die Früchte viel Vitamin C enthalten und somit den Skorbut bekämpften. Unsere Zitronen waren damals so bekannt, dass selbst der Zar sie in der Hermitage in Sankt Petersburg auf seinem Tisch hatte.

Mit der Einheit Italiens und vor allem nach der verherenden Aggression durch Parasiten (die Gommosi), eine typische Krankheit der  Zitrusfrüchte , war der Anbau wirtschaftlich nicht mehr rentabel und wurde daher nach und nach abgestellt.

Von den mehreren Hunderten von Zitronenhainen, die es bis Ende des 19. Jh.s gab sind heute nur noch wenige vorhanden, die besucht werden können: der große, gepflegte Zitronenhain des Pra de la Fam, am Hafen von Tignale und der Della Malora unseres Freundes Gandossi in Gargnano. Marmelade, Schokolade und Likör findet man bei der sympathischen Gabriella in Limone, die den Biobetrieb „Il frutto del Garda“ gegründet hat.

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